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# - heute - 00:27:16 Die Geburt der Null-Euro-Jobber


Nach Deutschland schwappt eine neue Welle der Niedriglohn-Alternativen aus den USA: Schüler und Studenten packen an Supermarkt-Kassen die Einkaufstüten - und bekommen dafür nichts außer Trinkgeld von den Kunden. von Christian Litz

In den USA ist diese Form des Jobbens üblich, aber in Deutschland? "Ja, das ist ein brutal kapitalistisches System", beschreibt Martin Lettenmeier seine Firma Friendly Service, die hierzulande Supermärkten Einpackhilfen vermittelt. Die Helfer sind selbstständig, haben einen Vertrag mit Lettenmeier, und der hat einen mit den Märkten. "Innerhalb des gesetzlichen Rahmens ist das eine geniale Idee", sagt er. Der Deal: Ladenbesitzer bezahlen pro Person und Stunde drei bis fünf Euro für die Einpackhilfe. Dafür organisiert Friendly Service die Schüler und Studenten. Die bekommen Schichten zugeteilt, erhalten ein Regelhandbuch und behalten das Trinkgeld. Ihnen werden so wenige Schichten zugeteilt, dass keine Sozialabgaben und Steuern anfallen.

Auf Lettenmeiers Kundenliste stehen 32 Läden der Edeka- Gruppe, vor allem in Bayern, aber auch zwei in Berlin, einer in Dresden. Gerade läuft ein Test bei der Drogeriekette Budnikowsky in Hamburg. Bastian Stehle von Neukauf Südbayern, der Edeka-Märkte verwaltet, sagt: "Die Dienstleistung wird sehr gut angenommen." Es habe Rechtsunsicherheit geherrscht, aber Lettenmeier habe mit Anwälten alles geklärt. Bei Edeka achte man darauf, dass es Kassen mit und ohne Einpacker gebe. Friendly Service beschäftigt zwei Anwälte, um das System juristisch abzusichern.

Lettenmeier ist Theologe, lebte zeitweise in den USA, machte PR, war Hausmann mit drei Kindern und stellte mit denen im Supermarkt fest: Einkaufshilfen wären gut. Damals startete Hartz IV, er präsentierte sein Konzept der Diakonie. Mit der heuerte er Schulabbrecher an, lernte schnell: Trinkgeld bekommen nur kommunikative Gymnasiasten. Er schaltete um, nahm nur solche und Studenten, führte ein Ranking ein: Wer mehr Trinkgeld bekommt, kann sich bessere Schichten aussuchen. Wer einmal wegbleibt, wird nicht mehr vermittelt. Heute kann Lettenmeier vom Umsatz leben, "sehr gut sogar".
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